Nachruf auf Sunil Das

Im März 2024 haben wir unseren langjährigen Partnerverein AGAMEE in Indien besucht. Ein besonderes Anliegen war uns, dem seit Oktober 2023 schwer erkrankten Sunil Das einen Besuch abzustatten und ihm ein persönliches Geschenk von Christine Weitmann zu überreichen. Die beiden verbindet eine über 30-jährige, tiefe Freundschaft. Unabhängig voneinander haben sie mir mal gesagt, dass das gemeinsame Wirken für die armen Menschen in Indien die beste Zeit ihres Lebens war. Ich bin nun Vorsitzender des Vereins AGAPE e.V. und kann in dieser erst kurzen Zeit meiner Tätigkeit sagen, dass ich die beiden sehr gut verstehen kann. Die Dankbarkeit dieser armen Menschen zeigt sich nicht in Worten und Gesten, es ist das Funkeln in ihren Augen über den erlebten Hoffnungsschimmer, das mich immer wieder antreibt, die oft mühevolle und ehrenamtliche Tätigkeit zu tun.

 

Wir haben Sunil und seine Frau Aliva bei unserem Aufenthalt in Kalkutta dreimal besucht. Schwer von seiner Krankheit gezeichnet hat uns Sunil trotzdem freudig empfangen. Es schien fast so, als hätte er in den Monaten seiner Krankheit auf uns gewartet. Die nächsten drei Tage besichtigten wir zusammen mit seinen Töchtern im Hinterland Kalkuttas die Projekte von AGAMEE in Gobardanga und Purulia. Diese Projekte wurden von Sunils Töchtern Debkalpa Basu und Dhreetikalpa Aich übernommen, beziehungsweise gegründet und werden in einer bemerkenswert engagierten Art und Weise umgesetzt. Zurück in Kalkutta haben wir Sunil zu seinem Lebenswerk gratuliert und zu seinen tollen Töchtern beglückwünscht. Er hat von uns einen weißen Schal erhalten, der in der buddistischen Kultur zur Begrüßung und Anerkennung verliehen wird. Wir haben ihm versichert, dass wir die Projekte von AGAMEE weiterhin unterstützen und damit seinen Einsatz für mehr Gerechtigkeit auf der Welt fortsetzen werden. Und da war es dann auch - das eigenartige Funkeln in seinen Augen.

 

Wir haben ihn noch einmal sehr kurz gesehen, dann sichtlich in schlechterer Verfassung. Fast könnte man meinen, er hat noch auf diese Geste und den Fortbestand seines Lebenswerks gewartet. Dann hat er sein irdisches Leben losgelassen und starb nur vier Tage später. Möge er in Frieden ruhen!

 

Sunil war ein sehr bemerkenswerter Mensch, zudem auch ein sehr gebildeter und in Indien viel geschätzter Professor, Buchautor und Künstler. Hier ist ein Film über das Lebenswerk von Sunil (Indisch mit englischen Untertitlen).

Sowie im folgenden Bilder von Christine Weitmann aus seiner Arbeit für die AGAMEE/AGAPE:

 

Sunil (rechts mit dem Mikrofon) bei Eröffnung der Schule in Rampura.

 

Sunil mit einem Schüler - Aus Mangel an gutem Lehrmaterial schrieb Sunil selbst ein Lehrbuch für die Schüler der AGAPE/AGAMEE-Schulen.

 

Sunils große Leidenschaft war das Theater (Sunil in der Mitte, stehend). Seine selbst geschriebenen Stücke wurden national und international aufgeführt aber auch in ärmsten Dörfern und Slums. Sie behandelten Themen wie Chancengleichheit, Geschlechtergerechtigkeit, Kinderehen, Selbstbewusstsein von Kindern und Jugendlichen sowie häusliche Gewalt. Die Stücke bewegen viel in der Wahrnehmung der Menschen und bieten Hilfe und Plattform für Betroffene. Auch heute noch arbeitet die AGAMEE mit Theaterkursen und Sunils Stücken in den Schulen.

 

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